Kartoffelanbau im eigenen Garten
Viele Hobbygärtner besinnen sich wieder auf die Selbstversorgung mit frischem Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Bei diesem Trend steht die Kartoffel hoch im Kurs, weil sie im Garten relativ einfach anzubauen ist und auch auf kleinen Flächen beachtliche Erntemengen einbringt. Besonders junge Familien mit Garten interessieren sich für die Kartoffel, denn es macht Kindern großen Spaß, die Kartoffeln in die Erde zu legen, ihnen beim Wachsen zuzusehen und dann die Knollen zu ernten. Aber auch auf dem Balkon kann man die Kartoffel im Eimer oder Kübel anbauen.
Besonders Neueinsteiger haben viele Fragen – welche Sorten passen in ihren Garten und was müssen sie beim Kartoffelanbau beachten. Deshalb geben wir an dieser Stelle im Video als auch weiter unten in einer ausdruckbaren Textvariante hilfreiche Tipps.
Das Wichtigste vorab: Kartoffeln sind besonders
Kartoffeln haben einige Besonderheiten, auf die man beim Anbau achten sollte.
Kartoffeln sind:
Nachtschattengewächse wie Tomaten auch
frostempfindlich – sie müssen vor Spätfrösten geschützt werden
sogenannte Starkzehrer – sie müssen gut mit Nährstoffen versorgt werden
Schwachwurzler – der Boden muss sehr locker sein
Sortenwahl und Pflanzgut
„Wer die Wahl hat, hat die Qual“. Die Sortenwahl nach Reifegruppe, Kochtyp und natürlichen Standortbedingungen will wohl überlegt sein.
Die Reifegruppe
Als erstes sollte man sich die Frage nach der Reifegruppe stellen. Wann sollen die Kartoffeln reif sein? Wann will ich ernten? Wann soll die Fläche für die Folgekultur wieder frei sein? Reifegruppen werden nach der Zeitspanne vom Pflanzen bis zur Ernte in „sehr früh“ bis „mittelspät“ eingeteilt:
sehr frühe Sorten – Erntezeit Juni – Juli
frühe Sorten – Erntezeit August
mittelfrühe Sorten – Erntezeit September
mittelspäte Sorten – Erntezeit September- Oktober
Tendenziell haben spätere Sorten höhere Erträge und eine bessere Lagerfähigkeit. Es gibt aber auch frühe Sorten, die bis Februar eingelagert werden können.
Die Kocheigenschaft
Je nach eigenen Vorlieben kann man die Kartoffelsorte mit dem gewünschten Kochtyp auswählen. Für Salat- oder Bratkartoffeln eignet sich eine festkochende Kartoffelsorte, für Kartoffelbrei und sämige Suppen eher eine mehlige. Wer sich nicht festlegen will, ist mit einer vorwiegend festkochenden Sorte gut beraten.
Pflanzgutkauf
Gesundes Pflanzgut ist eine unabdingbare Voraussetzung für den erfolgreichen Kartoffelanbau im eigenen Garten. Ein umfangreiches amtliches Anerkennungsverfahren sichert die Qualität und vor allem die Gesundheit von zertifiziertem Pflanzgut und schützt vor der Einschleppung von Quarantänekrankheiten. Zertifiziertes Pflanzgut ist garantiert sortenecht, sortenrein und gesund. Sie erkennen es an der Aufschrift „Zertifiziertes Pflanzgut“ auf der Packung. In Sachsen vermehrte Pflanzkartoffeln haben aber noch einen weiteren Vorzug: da sie bereits an unser regionales Klima angepasst sind, haben sie eine bessere Triebkraft.
Kartoffeln werden in Sachsen hauptsächlich in Gesundlagen vermehrt. Die Vermehrungsbetriebe im Erzgebirge, Vogtland, der Sächsischen Schweiz und in Nordsachsen haben sich zu erfahrenen Spezialisten entwickelt. Im Frühjahr werden ihre Pflanzkartoffeln in ihren Hofläden aber auch in den regionalen Gartenmärkten angeboten.
Pflanzgut richtig vorbereiten
Damit die Kartoffeln schnell und kräftig loswachsen, sollten die Pflanzkartoffeln schon ab Anfang März an einem warmen, hellen Ort vorgekeimt werden. Vorgekeimte Kartoffeln haben einen deutlichen Wachstumsvorsprung von 8-14 Tagen. Sie sind weniger anfällig für Auflaufkrankheiten. Das Kraut entwickelt sich zügiger und so haben auch Unkräuter schlechte Chancen im Kartoffelbeet.
Zum Vorkeimen die Kartoffeln in einer Stiege, Karton oder Eierverpackungen einzeln lagern. Über zwei Tage die Knollen bei Zimmertemperatur aufwecken. Danach die Kartoffeln bei einer Temperatur von 10 bis 15 °C hell lagern. Die Knollen reagieren mit der Bildung von Lichtkeimen – das sind gedrungene, kurze, etwa 1 bis 2 cm lange, fest sitzende, grün oder rötlich gefärbte Keime, an denen mitunter schon Blätter zu sehen sind. Aus den Keimen entwickeln sich später die Triebe. 4 bis 6 Keime je Knolle sind ideal.
Wer die Zeit zum Vorkeimen verpasst, sollte das Pflanzgut durch Licht und einen Wärmestoß aber zumindest in Keimstimmung versetzen. Bis zum Pflanzen sollten wenigstens stecknadelgroße Keime zu sehen sein.
Anbau und Pflege
Der Standort
An den Standort ist die Kartoffel relativ anspruchslos. Staunasse und sehr schwere Böden sind allerdings wenig geeignet. Am besten gedeiht sie auf humosen, lockeren Böden, die sich leicht erwärmen und eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung haben. Kartoffeln sollten nur alle vier Jahre auf die gleiche Parzelle kommen. Sonst treten verstärkt Krankheiten und Schädlinge auf. Außerdem sollten die Kartoffeln nicht in der Nachbarschaft von Tomaten stehen, da beide von den gleichen Krankheiten befallen werden.
Bodenvorbereitung
Kartoffelpflanzen bilden kein besonders tiefes oder starkes Wurzelwerk aus und reagieren ziemlich empfindlich auf Störungen. Deshalb mögen und verlangen sie ein lockeres, von Steinen und Erdklumpen freies und warmes Pflanzbett. Der Boden sollte gut durchlüftet sein und darf keine Staunässe aufweisen. Deshalb den Boden gut 20 bis 30 cm tief lockern.
Düngung
Als Starkzehrer stellt die Kartoffel hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Kartoffeln sind für organische Düngung mit 3 Liter / qm gut verrotteten Kompost, Mist oder Gründüngung sehr dankbar. Allerdings sollte die organische Substanz bereits im Herbst oder zur Vorkultur ausgebracht werden. Eine zusätzliche mineralische Düngung ist dann meist überflüssig. Sollte sie auf sehr nährstoffarmen Böden dennoch notwendig sein, empfiehlt sich die Gabe von Volldüngern, z. B. Blaukorn (12N/12P/17K/2Mg) mit 60 g / qm, unmittelbar vor der Pflanzung direkt in die gezogene Furche.
Pflanzung
Kartoffeln können ab Mitte April gepflanzt werden. Der Boden sollte gut erwärmt (mindestens 8°C) sein und die Nachtfröste sollten vorbei sein. Beim Pflanzen werden 4 bis 8 cm tiefe Rinnen (Furchen) im Abstand von 70 bis 75 cm gezogen. In diese Rinnen werden die vorgekeimten Pflanzkartoffeln vorsichtig mit den 1-2 cm langen, kräftigen Keimen nach oben im Abstand von ca. 30 cm abgelegt.
Die Keime dürfen auf keinen Fall abbrechen. So hat man 3 Pflanzen pro laufendem Meter oder umgerechnet 4 Pflanzen pro Quadratmeter gepflanzt.
Für 10 Quadratmeter braucht man etwa 2 bis 3 kg Pflanzkartoffeln. Die abgelegten Kartoffeln werden mit Erde bedeckt, so dass ein flacher Damm entsteht.
Pflegemaßnahmen
Sobald die Triebe an der Bodenoberfläche erscheinen und sich die ersten Blätter entwickelt haben, wird der Boden zwischen den Reihen nochmals gelockert und das Unkraut entfernt.
Danach häufelt man die Reihen etwa handhoch an. Das Hacken und Anhäufeln wird noch 2 bis 3 mal im Abstand von etwa 2 Wochen wiederholt. So entsteht ein breiter Damm, der der Kartoffelpflanze genügend Raum zur Ausbildung des Knollennestes bietet. Wem das zu aufwendig ist, der kann den Damm auch mit einem Mal hochziehen. Dann erwärmt sich die Erde nur langsam, die Kartoffeln brauchen länger zum Durchstoßen und dem Unkraut muss man sich in einem separaten Arbeitsgang widmen.
Zu den Eisheiligen (um den 15. Mai) sind die Kartoffelpflanzen meist schon aufgelaufen und besonders frostempfindlich. Sind Spätfröste angesagt, sollten kleinere Kartoffelpflanzen zugehäufelt oder größere durch Abdecken vor dem Abfrieren geschützt werden.
Ab Beginn bis etwa 3 Wochen nach der Blüte setzen die Kartoffelpflanzen die neuen Knollen an. In dieser Zeit reagieren sie besonders empfindlich auf Wassermangel. Ggfls. muss nun bewässert werden, wobei Staunässe zu vermeiden ist. Bei langer Trockenheit muss rechtzeitig mit der Bewässerung begonnen werden. Ist der Damm erst einmal durchgetrocknet, gelangt das Wasser nicht mehr zu den Wurzeln in der Mitte des Dammes.
Schädlingen und Krankheiten Paroli bieten
Vom Pflanzen bis zur Ernte kann die Kartoffel von einigen Krankheiten und Schädlingen empfindlich bis vernichtend befallen werden. Chemischer Pflanzenschutz ist im Garten aber meist nicht sinnvoll und unnötig. Dennoch muss der Gesundheitszustand der Kartoffelpflanzen ständig kontrolliert und ggf. Maßnahmen ergriffen werden.
Meistens ist er ab Mitte Juli am Werk: der Kartoffelkäfer. Der Käfer sollte einfach von Hand abgesammelt werden. Bitte auch die leuchtend orangen Eigelege des Kartoffelkäfers unter Blattunterseite beachten und wenn vorhanden entfernen!
Die Kraut- und Knollenfäule ist die wichtigste Kartoffelkrankheit. Die Krautfäule ist zuerst an den Blättern erkennbar. Dort zeigen sich bei feuchtem Wetter gelblich grüne Flecken, die sich sehr schnell dunkel färben. Auf der Blattunterseite ist ein grau weißer Belag zu sehen. Diese Pilzkrankheit kann aber auch die Knollen infizieren. Auf den Knollen zeigen sich bleigraue, leicht eingesunkene Flecken. Die Kraut- und Knollenfäule wird besonders durch Staunässe und regnerisches Wetter begünstigt. Je zeitiger die Krautfäule auftritt, desto gravierender kann der Schaden bis hin zum Totalverlust der Ernte sein.
Die beste Vorbeugung ist eine gute Bodendurchlüftung bzw. ein luftiger, schnell abtrocknender Standort und die Wahl einer Sorte mit einer guten Krautfäuleabwehr. Wirklich krautfäuleresistente Sorten gibt es bisher noch nicht. Zu Befallsbeginn kann man versuchen, die Verbreitung einzudämmen, indem man befallene Blätter und Stängel entfernt und entsorgt. Mit Krautfäule befallenes Kraut gehört nicht auf den Kompost! Chemische Behandlungen sind vorbeugend im Rhythmus von 14 Tagen und bei Befallsbeginn möglich. Die Frage, ob sie auch sinnvoll sind, muss jeder Gärtner für sich beantworten.
Ernte
Der Erntezeitpunkt hängt von der Sorte (Reifegruppe), dem Vorkeimen, aber auch davon ab, ob die Kartoffeln zum sofortigen Verzehr gedacht sind oder eingelagert werden sollen.
Die natürliche Abreife erkennt man am Kraut. Erst hellt es deutlich auf, vergilbt und am Ende stirbt es ab. Eine vollständige Abreife des Krautes sichert den größten Ertrag, gute Speisequalität und weitgehende Schalenfestigkeit zur besseren Haltbarkeit.
Es wird empfohlen, die Kartoffeln nach Erreichen der Schalenfestigkeit zügig zu ernten, damit sie nicht noch von Krankheiten und Schädlingen wie Drahtwurm, Schnecken oder Mäuse befallen werden.
Die Knollen sollte man bei trockenem Wetter, möglichst schonend ernten. Für die Ernte eignet sich am besten eine Grabegabel oder Kartoffelhacke. Beschädigte Knollen sollten aussortiert und bald verbraucht werden. Sind die Knollen sehr feucht, müssen sie vor der Einlagerung getrocknet werden.
Wer nicht bis zur vollständigen Abreife warten will, kann auch schon vorzeitig erste Kartoffeln ernten. Dafür von den Dammflanken her und möglichst ohne die Wurzeln dabei zu zerstören nachschauen, ob einzelne erntefähige Knollen in akzeptabler Größe abzunehmen oder auch einzelne Pflanzen zu ernten sind. Diese Knollen haben eventuell noch keine feste Schale und sollten daher bald verzehrt werden.
Lagerung
Kartoffeln leben! Sie atmen, verdunsten Wasser und keimen. Eine kühle Lagerung möglichst unter 4°C verlangsamt diese Aktivitäten und versetzt die Knollen in eine Art Winterschlaf. Dadurch bleiben sie knackig und frisch. Außerdem muss es absolut dunkel sein. Sonst werden die Knollen grün und es bildet sich das giftige Solanin.
Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen und eine reiche Kartoffelernte!
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Anbauanleitung “Kartoffelanbau im Garten” zum Download (als PDF)