Schon als konventionell wirtschaftender Betrieb war der Landwirtschaftsbetriebe Eckhard Voigt ein engagiertes Mitglied im Sächsischen Kartoffelverband e.V. Bereits 2007 stellte Eckhard Voigt seinen Betrieb auf ökologische Landwirtschaft um und arbeitet seitdem ökologisch und ökonomisch wirtschaftlich. Dafür musste er seine Arbeitsweise und Methoden überdenken. „Feuerwehraktionen“ und Korrekturmaßnahmen mit chemischen Mitteln sind für einen ökologischen Landwirtschaftsbetrieb keine Option. Alle Fruchtarten und alle Maßnahmen, insbesondere die Unkrautbekämpfung und die Düngung, werden nun ganzheitlich in der gesamten Fruchtfolge betrachtet. Die Düngung erfolgt mit Grünschnittkompost, dafür wird auf einem Siebentel der Betriebsfläche mit viel Mühe und Aufwand Luzerne angebaut und kompostiert. 25 der insgesamt 300 Hektar stehen für den Kartoffelanbau zur Verfügung.
Über die Bedeutung der Luzerne, die Beweggründe der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft und die Besonderheiten im Kartoffelanbau berichtet Eckhard Voigt im Interview.
Das Interview mit Eckhard Voigt wurde von Ariane Weiß, Geschäftsführerin des Sächsischen Kartoffelverbandes e.V. im Rahmen der Reihe // Mitglieder im Interview // geführt. Der Landwirtschaftsbetrieb Voigt ist seit 1991 Mitglied im Sächsischen Kartoffelverband e.V.
Im Interview – Eckhard Voigt, Landwirtschaftsbetrieb Voigt
Wann haben Sie auf Bio-Anbau umgestellt?
Die Umstellung auf Ökolandbau begann zum 15.05.2007. Dann folgten zwei Umstellungsjahre, in denen ich nach Öko- Richtlinien und Vorgaben produzieren musste, die Ernte aber nur als Umstellungs- oder konventionelle Ware. Die Ware, welche ich nach dem 15.05.2009 gesät, gepflanzt habe, war die erste anerkannte Bio-Ware. Praktisch war das für mich die Ernte 2010. Mein Betrieb ist nach der EU-Öko-Verordnung und nach den Gäa Richtlinien und der Kartoffelanbau nach QS-GAP zertifiziert.
Warum haben Sie auf Bio-Anbau umgestellt?
Als damals konventionell wirtschaftender Betrieb war ich mit der Erlössituation unzufrieden. Die Betriebsmittelpreise stiegen, die Auszahlungspreise für die Erzeuger für Kartoffeln, Getreide und Raps wurden immer geringer. Im Ackerbau nahmen die Probleme durch die ungünstige Niederschlagsverteilung zu. Dadurch war die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Betriebsmittel fraglich. Zeitgleich kamen Anfragen von Abnehmern, ob ich mir eine Umstellung auf Ökolandbau vorstellen kann um meine Produkte in Bioqualität zu produzieren.
Mein Ziel ist die Verbesserung der Wertschöpfung im Betrieb. Ich will hochwertige Lebensmittel produzieren und möglichst nah oder direkt an die Endkunden vermarkten.
Was hat sich im Anbau von Kartoffeln geändert?
Meine Arbeitsweise hat sich komplett geändert: alle Maßnahmen sind vorbeugend und werden ganzheitlich für die gesamte Fruchtfolge – den gesamten Betrieb betrachtet.
Der Anbau wurde stärker den Bedürfnissen der Kartoffel angepasst. Alle Maßnahmen wurden nach Wirkung und Nebenwirkung beurteilt und möglichst optimiert. Ziel ist eine möglichst stressfreie Führung der Kartoffel von der Pflanzgutvorbereitung, Aufwuchs, Ernte bis zur Auslagerung der Speiseware.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Unkrautbekämpfung durch mechanische Pflege. Die indirekte Unkrautbekämpfung erledigt die Fruchtfolge. Der Wechsel von Blatt- und Halmfrucht, Sommer- und Winterfrüchten und einer mehrschnittigen Futterpflanze bringt eine gute Unkrautregulierung. Wenn ich die Unkrautbekämpfung also nicht nur zu Kartoffeln sondern in der gesamten Fruchtfolge betrachte, kann ich Wurzelunkräuter wie Disteln oder Quecke z.B. in der Luzerne im Jahr vor dem Kartoffelanbau eindämmen und erspare der Kartoffel zusätzliche Arbeitsgänge. Die direkte Unkrautregulierung in Kartoffeln erfolgt mit Häufler und Striegel in möglichst wenigen Arbeitsgängen. Denn auf der einen Seite soll das Unkraut möglichst wirksam und effektiv bekämpft werden. Andererseits führt jeder Eingriff in den Boden zu Verletzungen an Kartoffelwurzeln und –stolonen, stresst die Kartoffelpflanzen und kostet Ertrag
Wie werden Kartoffeln in Ihrem Betrieb angebaut?
In der 7-feldrigen Fruchtfolge beträgt die Anbaupause der Kartoffel 6 Jahre. Die Kartoffel steht bei uns direkt nach Luzerne. Die Luzerne als Vorfrucht hinterlässt große Mengen an leicht zersetzlicher organischer Substanz. Die Luzerne wurzelt sehr tief und erschließt dabei Nährstoffe in Unterboden die andere Pflanzen nicht erreichen. Der Nährstoffentzug unterhalb der Distelwurzeln und der häufige Schnitt der Futterpflanze sorgen für eine wirksame Unterdrückung der Distel.
Nach der Ernte der Luzerne beginnt die Bodenbearbeitung mit einer intensiven Stoppelbearbeitung in mehreren Arbeitsgängen- möglichst flach beginnend und dann schrittweise tiefer arbeitend. Danach folgt eine Winterfurche, die im Frühjahr geschleppt wird.
Die Pflanzbettbereitung erfolgt mit Vollfeldfräse und Dammformer. In die vorgeformten Dämme werden die Kartoffeln gelegt und nur flach mit Erde bedeckt, damit Erwärmung und Feldaufgang gefördert werden. Darauf wird Grünschnittkompost gestreut, das bringt den Kartoffeln Kali und Phosphor. Außerdem hat gut verrotteter Grünschnittkompost eine unterdrückende Wirkung gegen Rhizoctonia.
Mit beginnendem Durchstoßen der Kartoffeln wird mit der Dammfräse auf Enddammform gefräst. Im aufgelaufenen Kartoffelbestand werden mit dem Striegel die Dammkrone und der obere Teil der Dammflanken bearbeitet.
Danach erfolgt das Schlusshäufeln. Dabei werden die Dammtäler und die unteren Dammflanken bearbeitet. Damit ist die mechanische Pflege beendet. Als nächsten Arbeitsgang kann gehäckselte Luzerne als Mulchschicht auf die Dämme gestreut werden. Das schützt den Boden wirksam vor Erosion bei Starkregen, vermindert Verdunstung und beschattet den Boden. Dadurch heizt sich der Boden nicht so stark auf und senkt den Hitzestress der Kartoffel.
Auf einem Siebentel meiner Betriebsfläche baue ich Luzerne an. Sie hat die wichtigen Aufgaben, Unkräuter zu unterdrücken, Nährstoffe aus dem Unterboden zu erschließen und Stickstoff aus der Luft zu binden.
Der gesamte Aufwuchs der Luzerne wird von der Fläche geerntet, dadurch wird die Stickstoffbindung verbessert. Die Luzerne wird mit Stroh gemischt, damit ein günstiges C:N-Verhältnis eingestellt wird, und kompostiert. Dabei werden enthaltene Unkrautsamen und Krankheitserreger abgetötet. Im fertigen Kompost sind die Nährstoffe organisch gebunden und damit vor Auswaschung und Verdunstung geschützt. Der fertige Kompost wird in jährlichen Gaben auf den Flächen des Betriebes verteilt. Die Luzerne ist die auftragende, zentrale Frucht der gesamten Fruchtfolge. Damit kann man sie als Motor des Betriebes bezeichnen.
Wie schützen Sie die Kartoffeln vor Krankheiten und Schädlingen?
Im Ökolandbau gibt es nur die Möglichkeiten des vorbeugenden Schutzes vor Krautfäule durch Auswahl von möglichst wenig anfälligen Sorten und nicht zu späten Reifegruppen, Förderung eines zügigen Wachstums z.B. durch Vorkeimen des Pflanzgutes, damit die Entwicklung bei starkem Fäuledruck möglichst schon abgeschlossen ist und eine harmonische Nährstoffversorgung ohne Stickstoffüberversorgung. Der Einsatz von Kupferhydroxid ist zugelassen. Damit kann man das Kartoffelkraut vorbeugend schützen. In den letzten Jahren war der Krautfäuledruck sehr gering und der Einsatz war bei uns nicht notwendig.
Gegen Kartoffelkäfer ist das pflanzliche Mittel Neem Azal TS zugelassen.
Ein weit größeres Problem ist Rhizoctonia – die sogenannte „Wurzeltöterkrankheit“. Dagegen hilft vor allem gesundes Pflanzgut, Einhaltung der Anbaupausen, Vermeidung von unverrotteter kohlenstoffreicher organischer Substanz wie Stroh im Boden und die Sicherung eines schnellen Feldaufganges der Kartoffel, sowie eine frühe Ernte.
Wie werden Kartoffeln in Ihrem Betrieb vermarktet?
Die Vermarktung ab Ernte der Kartoffeln erfolgt an Friweika lose auf LKW direkt ab Feld. Für unseren Hofverkauf ernten wir die Kartoffeln direkt in Holzkisten und lagern sie selbst.
Einen richtigen Hofladen haben wir nicht. Es ist mehr eine Kartoffelscheune mit drive-in, Kartoffelberatung und -verkauf.
Zurzeit werden gerade die allerletzten Kartoffeln aus der alten Ernte verkauft. Dann kehrt Ruhe ein bis zur neuen Ernte Anfang August. Dann bieten wir unsere Kartoffeln wieder ab Hof jeden Mittwoch von 16.00 bis 18.00 Uhr und jeden Samstag von 9.00 bis 11.00 Uhr an. Wir haben jeweils 2 bis 3 Sorten der drei Kochtypen, gepackt in 2,5 und 5 und 12,5 kg. Außerdem bieten wir Leinöl, Kümmel und Linsen an – alles aus eigenem Anbau und in Bioqualität.
Was schätzt Ihre Kundschaft an Ihrem Hofladen?
Die Anforderungen an die äußere Qualität sind hoch, genau wie bei konventionellen Kartoffeln.
Die Kundschaft schätzt an den Kartoffeln vor allem die Qualität und den Geschmack. Auf eine kompetente Beratung zu den Kochtypen und Kartoffelsorten und deren Verwendung wird viel Wert gelegt und gern in Anspruch genommen. Die Vielfalt der angebotenen Sorten kommt der Verschiedenheit der Geschmäcker sehr entgegen.
Und zum Schluss, die Fragen zum Genuss: Welche ist Ihre Kartoffel-Lieblingssorte und wie essen Sie Kartoffeln am liebsten?
Jede Sorte hat ihre Zeit: Am Anfang esse ich am liebsten die Sorte Annabell und jetzt am Ende der Saison die Bellinda.
Kartoffeln esse ich am liebsten mit Quark und eigenem Leinöl.
Der Landwirtschaftsbetrieb Eckhard Voigt im Überblick
Bewirtschaftung: nach EU-Ökoverordnung und Gäa-Richtlinien zertifizierter Biobetrieb
Betriebsleitung: Eckhard Voigt, Landwirt
Mitarbeitende: 4 und 1 Lehrling (Landwirt)
Kulturarten in der Fruchtfolge: Luzerne, Kartoffeln, Weizen, Öllein, Kümmel, Gelbsenf, Indischer Senf, Koriander, Weizen, Gemüseerbsen, Grünland und Wald.
Betriebsfläche: 300 Hektar, 25 Hektar mit Kartoffeln
Anbaupause: 6 Jahre (feste, 7-feldrige Fruchtfolge)
Besonderheiten beim Kartoffelanbau und Lagerung:
- Die Düngung erfolgt mit Grünschnittkompost.
- Der Damm wird in 3 Etappen aufgebaut.
- Damit die gewachsene Qualität erhalten bleibt, wird möglichst früh geerntet, sobald die Schale der Kartoffel fest ist.
- Sind die Temperaturen zur Ernte recht hoch, ernten wir nur in den kühlen Morgenstunden.
- Die Kisten mit den Kartoffeln werden an einem luftigen und schattigen Platz zum Trocknen aufgestellt.
- Danach beginnt die Lagerung mit mechanischer Kühlung.
Meilensteine des Kartoffelhofes
1991 Wiedereinrichtung des Landwirtschaftsbetriebes Voigt Doberquitz
1992 Pilotbetrieb im Programm Umweltgerechte Landwirtschaft
1993 Umstellung auf pfluglose Bewirtschaftung
1996 Anerkennung als Ausbildungsbetrieb für Landwirte
2000 Erste Lieferung von Kartoffeln an Friweika
2001 Einführung fester Öffnungszeiten für die Direktvermarktung
2007 Umstellung auf Ökologische Landwirtschaft, Kauf eines Pfluges
2008 Einbau der Getreidereinigung
2009 Nutzung des Lenksystems mit RTK
2010 Verkauf der Pflanzenschutzspritze
2011 Einbau der mechanischen Kühlung für Kartoffel
2012 Erprobung von Schwaddrusch
2013 Beginn des Anbaues von Gemüseerbsen
2017 Anschaffung des Kompostumsetzers
2020 Bau einer Mehrzweckhalle2021 Hofbefestigung und -gestaltung
Weitere Informationen über den Landwirtschaftsbetrieb Eckhard Voigt (Anfahrt, Öffnungszeiten, Website) finden Sie auf unserer Ab-Hofverkauf-Karte.