Fast jeder kennt ihn – den Kloßteig „Grüne Klöße“ der Friweika aus dem Kühlregal. Aber die Friweika hat noch viel mehr back- und kochfertige Kartoffelprodukte zu bieten wie z.B. Pufferteig, Kloßvarianten, Gratin, Brat- und Backkartoffeln, verschiedene Kartoffelsalate.
Der Name „Frische Weidensdorfer Kartoffeln“ ist Programm. Der Friweika sind kurze Wege zu ihren Vertragsanbauern und nachhaltige und umweltbewusste Produktionsabläufe besonders wichtig. Durch die zwei Produktionsbereiche – die Abpackung von Speisekartoffeln und die Veredlung zu Kartoffelprodukten – und die energetische Verwertung der Reste werden in der Friweika 100% der gewachsenen Knollen verwertet.
Durch etappenweise Investitionen ist die Friweika, ansässig im Landkreis Zwickau, aus einem DDR-Kartoffellager zu einem großen, modernen Veredlungs- und Packbetrieb herangewachsen, der weit über die Grenzen von Sachsen bekannt ist.
Das Interview mit Erik Richter wurde von Ariane Weiß, Geschäftsführerin des Sächsischen Kartoffelverbandes e.V. im Rahmen der Reihe // Mitglieder im Interview // geführt. Die Friweika eG ist seit 1991 Mitglied im Sächsischen Kartoffelverband e.V.
Im Interview – Erik Richter, Vorstandsmitglied der Friweika eG
Was ist Ihr Leitgedanke?
Bei unserer Arbeit lassen wir uns von zwei Leitgedanken lenken. Erstens: Die Qualität wird auf dem Feld gemacht – wir müssen sie behüten. Zweitens: Die Kartoffel ist ein wertvolles Lebensmittel und wird bei uns ganzheitlich und nachhaltig verwertet.
Wie sehen Sie die gesellschaftliche Diskussion über die Land- und Ernährungswirtschaft?
Die Landwirtschaft macht alle satt und befriedigt das ureigenste Grundbedürfnis aller Menschen und sie ist die Basis für unseren heute erlangten Wohlstand in der Gesellschaft. Diese Aspekte werden aus meiner Sicht leider oft vergessen und sollten wieder stärker in der gesellschaftlichen Diskussion berücksichtigt werden.
Wie werden bei Ihnen im Betrieb Kartoffeln verwertet?
Wir von der FRIWEIKA verfolgen den Nachhaltigkeitsgedanken von der Kartoffel bis hin zum Endprodukt. Unsere direkte und enge Zusammenarbeit mit den Landwirten, welche die Knollen anbauen, stellt dabei die Voraussetzung zur Umsetzung dieses Gedankens dar.
Auf der über 1.400 ha großen Anbaufläche erfolgt die Rohstofferzeugung im kontrollierten und integrierten Vertragsanbau. Diese umfassende Kooperation ermöglicht eine stetige Beobachtung des Anbaus während der verschiedenen Vegetationsperioden der Kartoffeln: von der Anpflanzung über die Reife der Knollen bis zur anschließenden Ernte.
Da der Anbau in direkter regionaler Nähe der FRIWEIKA stattfindet, können wir die Transportwege unserer Rohstoffe kurz halten. Das kommt sowohl der ökonomischen als auch der ökologischen Nachhaltigkeit entgegen.
Welche Kartoffeln sind Ihr liebstes Kind – abgepackte oder veredelte?
Wir lieben alle unsere „Kinder“. Wir packen frische Speisekartoffeln in Beuteln ab oder veredeln sie zu Kartoffelprodukten.
Was tut die FRIWEIKA für Umwelt, Natur und Klima?
Gerade die Kartoffel steht seit jeher für die Urtümlichkeit der Natur. So steht die FRIWEIKA schon immer für eine ressourcenschonende, umweltbewusste und ganzheitliche Vermarktung und Verarbeitung ihrer Kartoffeln. Um unserer Verantwortung der Umwelt gegenüber gerecht zu werden, haben wir uns schonende Verarbeitungsverfahren, eine effiziente Wasseraufbereitung und die Nutzung von selbst erzeugter Energie aus unserer Biogasanlage bei der Verarbeitung auf die Fahnen geschrieben.
Die für uns angebauten Kartoffeln werden zu 100% verwertet, denn sogar die bei der Produktion anfallenden Kartoffelnebenprodukte dienen als Substrat für unsere eigene Biogasanlage. Später werden die dort anfallenden Gärreste in speziellen Gärrestbehältern gesammelt und von unseren Landwirten wieder als natürlicher Dünger verwendet. Da die Kartoffeln selbst von diesen Landwirten stammen, schließt sich somit der Rohstoffkreislauf. Die Energie aus unserem Biogasreaktor verwenden wir für Dampferzeugung, Heißwasserbereitung und zum Heizen. Pro Jahr erzeugt die Anlage im Schnitt über 2,5 Millionen m³ Biogas durch die Nutzung unserer eigenen Nebenprodukte. Dadurch sind wir in der Lage über 40% des Energiebedarfs an fossilen Brennstoffen ressourcenschonend allein durch unser selbst erzeugtes Biogas einzusparen.
Sämtliches Wasser, das beim Waschen und Aufbereiten unserer Kartoffeln oder bei der Veredlung zum Einsatz kommt, wird von uns zur weiteren Nutzung aufbereitet. Dabei werden pro Tag bis zu 500 m³ an anfallenden Abwässern in unserer Wasseraufbereitungsanlage anaerob vorgereinigt und anschließend aerob – also durch Zuführung von Sauerstoff – nachbehandelt, sodass wir unsere Rohkartoffeln wieder damit waschen können. Diese riesige Wassereinsparung kommt somit auch direkt unserer Umwelt zugute.
Zum Transport unserer Waren setzen wir ausschließlich Fahrzeuge mit der strengen EURO-6-Schadstoffnorm ein. Durch den modernen Fuhrpark sind wir in der Lage unsere Kunden umweltbewusst und flexibel zu beliefern.
Was passiert aktuell in Ihrem Betrieb?
2020 konnten wir die Erneuerung, Erweiterung und Modernisierung der Kloßteigproduktion abschließen. Wir produzieren Kloßteige nun hochautomatisiert in einer Anlage mit 3 Etagen. Jetzt beginnen wir mit der Erneuerung, Erweiterung und Modernisierung der Verarbeitungslinie für Garprodukte inklusive der Erneuerung und Erweiterung des Versandbereiches.
Die FRIWEIKA betreibt einen Hofladen, worauf können sich Kartoffelfreunde bei Ihnen freuen?
Wer seinen Gästen oder seiner Familie einmal etwas Originelles oder ganz Besonderes servieren möchten, ist in unserem Werksverkauf „Kartoffelhaus“ genau richtig. Neben der ganzen Vielfalt unserer eigenen Kartoffelprodukten finden Sie ein umfangreiches Sortiment an regionalen Spezialitäten, Produkten aus unserem Gastrosortiment sowie auch stets Exoten wie Froschschenkel oder Garnelen im Kartoffelmantel in unserem reichhaltigen und frischen Angebot.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Betrieb?
In den unterschiedlichen Sparten des Unternehmens, hat sich die Pandemie unterschiedlich ausgewirkt. Während es im Veredlungsbereich eine vergleichsweise fließende Verlagerung von Großhandelsprodukten auf Kleinpackungen für den Lebensmitteleinzelhandel gab, stand der Bereich „Abgepackte Speisekartoffeln und Zwiebeln“, welcher ausschließlich auftragsbezogen produziert, vor der Herausforderung enormer Bedarfsschwankungen sowie kurzfristiger Nachbestellungen oder Stornierungen.
Und zum Schluss, die Fragen zum Genuss: Welche ist Ihre Kartoffel-Lieblingssorte und wie essen Sie Kartoffeln am liebsten?
Ich habe je nach Verwendung unterschiedliche Lieblingssorten: Sunita für leckeres Kartoffelpüree, rotschalige Laura für perfekte Salzkartoffeln und feine Belana für den besten Kartoffelsalat.
Die Friweika eG im Überblick:
Betriebsleitung:
- Vorsitzender des Aufsichtsrates: Thomas Müller
- Vorstand: Andreas Pippig, Marko Wunderlich, Erik Richter
Mitarbeitende: ca. 400
Ausbildung in den Berufen:
- Fachkraft für Lebensmitteltechnik
- Maschinen-/ Anlagenführer
- Fachkraft für Lagerlogistik
- Berufskraftfahrer
- IT-System-Elektroniker
- Industriemechaniker
- Industriekaufmann
- Kaufmann für Bürokommunikation
- Mechatroniker
- Bürokaufmann
- Koch
- Duales Studium: Lebensmittelmanagement
Kartoffelanbaufläche der Vertragspartner: 1400 ha
Besonderheiten bei der Kartoffellagerung:
- 43.000 t Lagerung in Weidensdorf, verteilt auf 3 Großbehälterlager (GBL):
- GBL I (Baujahr: 2000), 10.000 t, Nutzung der Außenluft, Separates BIO-Lager Kühllager, Ziel: Rohstoffumschlag und Lagerung ab Ernte bis Dezember
- GBL II (Baujahr:2006), 15.000 t, Nutzung der Außenluft + technische Kühlung, Ziel: Bereitstellung von packfähigen Kartoffeln im Zeitraum Januar bis März
- GBL III (Bj. 2015), 18.000 t, 12.000 t unterteilt in 15 Kühlsektionen, technische Kühlung Langzeitlagerung im Bereich von 4,5°C
- Weitere 31.000 t Außenlager bei unseren Vertragsanbauern.
Meilensteine der Friweika
- 1970 Gründung mit Neubau eines Kartoffellagerhauses
- 1972 Inbetriebnahme der Schälanlage
- 1977 Kloßmasseproduktion
- 1981 Einsatz einer Speisekartoffelwaschanlage
- 1982 Inbetriebnahme der rechnergestützten Belüftungsanlage für 20.000 t Speisekartoffeln
- 1990 Umwandlung und Umbenennung der ZBE KLH Weidensdorf in Friweika eG
- 1992 Bau des ersten Kartoffelveredlungswerkes und Produktionsbeginn
- 1994-98 Aufbau einer Biogasanlage zur stofflichen Verwertung der Produktionsrückstände
- 2012 Erweiterung der Kläranlage
- 2012/2013 Erweiterung der Rohwarenannahme und Beschickung Waschlinie
- 2012-2014 Kapazitätserhöhung der Kartoffelwaschlinie
- 2013 Bau der Zentralen Dampfschälanlage
- 2014 Erweiterung der Nebenprodukteverwertung und Wasseraufbereitung
- 2015 Neubau Großbehälterlager 3 für 18.000 t Kartoffelrohware
- 2017 Neubau Logistikzentrum
- 2020 Erneuerung, Modernisierung und Erweiterung der Kloßteigproduktion
- Erneuerung, Modernisierung und Erweiterung der Verarbeitungslinie für Garprodukte inclusive Erneuerung und Erweiterung des Versandbereichs (in Arbeit)
Weitere Informationen über die Friweika (Anfahrt, Öffnungszeiten, Website) finden Sie auf unserer Ab-Hofverkauf-Karte.