
In diesem Jahr haben wir unsere Jahrestagung erstmalig gemeinsam mit dem Thükav als „Mitteldeutsche Kartoffeltagung“ veranstaltet. Eingeladen waren die Mitglieder beider Verbände und alle Kartoffelanbauer aus Sachsen und den Anrainerländern. Das neue Konzept und die Vortragsthemen sind gut angekommen. So war der Saal voll besetzt und am Rande der Tagung tauschten sich die Teilnehmer angeregt aus.
Auch die Anzahl der Aussteller war sehr hoch. Neben den Züchterhäusern, Kartoffel- und Beregnungstechnikfirmen und Chemiefirmen stellen drei Firmen auch digitale Lösungen zur Erstellung von Behandlungskarten bzw. für Lenksysteme vor. K+S wies darauf hin, dass die Betriebe ihren Stickstoffdüngerbedarf jetzt sichern sollten.
Die Themen sollten auf die bevorstehende Saison vorbereiten und wurden in der Umfrage mit gut und sehr gut bewertet. Der erste Vortag von Wilfried Kamphausen – QS Qualität und Sicherheit GmbH zeigte den „Aktuellen Stand und Ausblick auf die Änderungen bei QS-GAP und QS-FIN in 2025“. Das Benchmarkingverfahren von QS-GAP und Global-GAP hat einige drastische Änderung im QS-GAP-Leitfaden (gültig ab 1.4.2025) zur Folge. Die QS-FIN (Freiwillige Inspektion Nachhaltigkeit) besteht aus einem allgemeinen Teil und weiteren Modulen und kann im Rahmen des QS-Audits mitzertifiziert werden. Herr Kamphausen wies darauf hin, dass im Rahmen der FIN-Pilotphase die Leitfäden kontinuierlich evaluiert und ggf. optimiert/weiter entwickelt werden. Ab April 2025 kann zwischen zwei Modulen bei der QS-FIN nämlich Biodiversität und Wassereffizienz gewählt werden.
Ulf Hofferbert – Europlant Pflanzenzucht GmbH – referierte über „Aktuelles zum Stolbur- Zikaden-Komplex in Kartoffeln“. Die Windenglasflügelzikade als Überträger von Stolbur ist altbekannt und ohne große Bedeutung. Seit 3 Jahren hat eine andere Zikadenart – die Schilfglasflügelzikade – stark an Bedeutung gewonnen und die gesamte Zuckerrüben und Kartoffelbranche alarmiert und sehr schnell zu einem Bündnis zusammen geschweißt. Grund dafür ist, dass sich die Schilfglasflügelzikade rasant verbreitet, neben Stolbur auch ein Proteobakterium übertragen kann und dieses Proteobakterium an die Nachkommen vererbt wird uns somit die Larven (Nymphen) bereits infektiös sind. Außerdem sind nun neben Zuckerrüben und Kartoffeln auch Gemüsekulturen wie Kohlgewächse, Rhabarber und Erdbeeren betroffen. Im Südwesten Deutschlands sind 2023 und 2024 bereits stark geschädigte Kartoffelpartien aufgetreten. Das Bündnis befasste sich in Projekten mit der Grundlagenforschung, dem Monitoring und der Entwicklung von Bekämpfungsstrategien.
Dr. Michael Kraatz – LfULG – machte mit den „Aktuelle(n) Informationen zur Krautfäulebekämpfung“ deutlich, dass die Krautfäulebekämpfung deutlich schwieriger wird: der Wegfall von Mancozeb, Polyram WG, Benthiavalicarb, Banjo forte und Presidium (20.5.), Entdeckung von neuen Resistenzen gegen CAA – Fungizide: Carbon-Säure-Amide (Mandipropamid, Valifenalate) und Fungizide mit dem Wirkstoff Oxathiapiprolin OXTP- oder OSPBI-Fungizide: (ZorvecPräparate, Fluoxaprolin (Bayer Zul. erwartet)) in Deutschland und Feststellung verminderter Wirkungsgrade von Revus und Zorvec solo in Blockspritzungen, aber auch von Mischungen beider im Block. In der Broschüre „Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland 2025“ werden die Codes der FRAC (Fungicid Resistance Action Commitee) der Eingruppierung der Wirkstoffe nach Art der Wirkung und der chemischen Gruppe verfügbar sein. Die Krautfäuleprognose auf der ISIP-Plattform hat sich zu einem verlässlichen Hilfsmittel entwickelt. Durch Eingabe von Sorte, Pflanz- und Auflauftermin kann schlagspezifisch der Spritzstart ermittelt werden.
Nicholas Hepple – Grimme – gab Hinweise für die „Richtige Vorbereitung auf die bevorstehende Pflanzsaison und technische Entwicklungen“. Ziel ist es ein tiefgründiges, feinkrümeliges Pflanzbett, exakte Legetiefe und –weite und einen stabilen wasserhaltenden Dammaufbau zu erreichen. Mit welcher Legemaschine, Anbaugeräten und – teilen das gelingt, ist vom Boden, Hang- und Erosionsneigung, der vorrangig eingesetzten Pflanzgutfraktion und dem Dünge- und Beizbedarf abhängig. Die technischen Möglichkeiten sind bereits ausgereift. Die neue „Prios 440“ besticht mit ihrer Einzelreihenschaltung mit „Section Control“, mit der Düngersteuer, Fassanlage und Legeelement getrennt voneinander und jede Reihe einzeln geschaltet werden kann. Damit sind variable Pflanzabstände und Düngergaben nach Applikationskarten und vollständige Belegung von schrägen Vorenden ohne Doppelbelegungen möglich.
Dr. Hannes Hegewald – LfULG berichtete über die Pflanzgutanerkennung und die Landessortenversuche. In Sachsen. standen 2024 698 ha Pflanzkartoffeln – 20 ha davon als Biopflanzgut. In Thüringen sind es nur noch 250 ha – allerdings 95 ha als Biopflanzgut. Feldaberkannt wurden 5,3% – die Hälfte davon wegen Schwarzbeinigkeit, ein weiteres Viertel wegen Blattrollvirus. Letztendlich wurden nochmals 11,1 % in der Virusprüfung aberkannt und 13 % der Vorstufen abgestuft. Dabei spielt das Blattrollvirus seit 2021 eine größere Rolle als Y-Virus. Auch die Landessortenversuche wurden 2024 fortgesetzt.
Im letzten Vortrag ging Ulf Hofferbert auf die „Auswirkung von Jahreseffekten auf Pflanzgut, Pflege und Düngung“ ein. Jedes Jahr ist anders. Deshalb braucht man für den Kartoffelanbau viel Erfahrung um sein Tun an die aktuellen Bedingungen und Voraussetzungen anzupassen.
Bodenbearbeitung: 2024 gab es sehr viele Grüne obwohl der Damm locker war. Beim Blick in die Tiefe zeigten sich Störschichten und eine Wassersättigung bis Anfang Mai, die eine schwache Wurzelbildung, frühe Abreife und zu hohe Knollennester (grüne) zur Folge hatten. Eine schrittweise Trocknungslockerung oder das Warten bis zur Abtrocknung wäre sicher besser gewesen. Die Bodenbedeckung sollte 17 cm nicht übersteigen, weil der Boden sonst zu kühl bleibt und sich der Aufgang verzögert.
Pflanzen: die Pflanztiefe sollte den Ansprüchen der Sorte (wo und wieviel Knollenansatz, Ertragserwartung), der Pflanzgutfraktion angepasst werden.
Beizung: Schäden durch Dry Core sind besonders hoch, wenn zu früh oder zu feucht gepflanzt und/ oder zu feucht geerntet wurde. Für Beizung an der Maschine stehen noch 2 Mittel zur Verfügung: Moncut und das neue Allstar, das sich 2024 bewährt hat. Allstar ist ebenfalls wie Ortiva zur Furchenbehandlung zugelassen. Ortiva ist nur noch mit max. 2 l/ha zugelassen. Dafür fällt aber ab 15.3. die Drainageauflage weg.
Pflanzgut: in diesem Jahr fällt das Pflanzgut etwas kleiner und ist physiologisch jung. Daher ist mit einem höheren Ansatz zu rechnen, aber es sollte wohl bedacht in Keimstimmung gebracht werden – besonders aus Kühllägern.